Im Rahmen der fünften Borbecker Buch- und Kulturtage fand am vergangenen Sonntag vor kleinem Publikum in der Stadtteilbibliothek eine Vorlesestunde mit bekannten Borbecker Persönlichkeiten statt. CDU-Ratsfrau Susanne Asche, MGB-Schulleiterin Elisabeth Gemein, SPD-Landtagskandidat Thomas Kutschaty, Bernd Mengede, Leiter des Kulturzentrums Schloss Borbeck, und Andrea Reichart von der Frintroper Item-Buchhandlung lasen aus ihren Lieblingsbüchern vor und erzählten, wie sie den Spaß am Lesen entdeckt haben.
Organisiert wurde die Leserunde von Franz Josef Gründges. Er führte gewohnt locker und mit viel Charme durch das Programm.
Den Anfang machte Kulturpolitikerin Susanne Asche, die den erst im Januar erschienenen autobiografischen Roman Geschichte eines Lebens« von Aharon Appelfeld vorstellte. Susanne Asche bezeichnete sich selbst als eine »süchtige Leserin«. Sie interessiere sich privat vor allem für Bücher, die die neuere Zeitgeschichte in recht einfacher Form behandelten, erklärte die Politikerin auf Nachfrage von Franz Josef Gründges. Dies spiegelte sich auch in der Wahl ihres Buches wider: »Die Geschichte eines Lebens« thematisiert die Erinnerungen Appelfelds an den 2. Weltkrieg. Er erzählt, wie er als Zehnjähriger aus Auschwitz in einen Wald fliehen kann und unter brutalen Bedingungen eine Wanderung durch Europa beginnt, bis er endlich Palästina erreicht.
Elisabeth Gemein, Schulleiterin des Mädchengymnasiums Borbeck, die schon als kleines Kind angeregt durch die ältere Schwester lesen konnte, stellte Michael Frayns »Das Spionagespiel« vor. Frayns Werk thematisiert die Erinnerungen des alten Mannes Stephen, der in Deutschland lebt, jedoch in einem Vorort Londons aufgewachsen ist, an den Zweiten Weltkrieg. Während des Kriegs spielt er mit seinem besten Freund Keith Detektiv und kommt tatsächlich einem Geheimnis von Keiths Mutter auf die Spur.
SPD-Landtagskandidat und Rechtsanwalt Thomas Kutschaty las aus »Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran«, einem von Eric-Emmanuel Schmitt verfassten Roman. Obwohl Kutschaty in seinem Beruf oft sperrige Texte lesen und bearbeiten muss, hat der Borbecker die Liebe zum Lesen nie verloren. Auch das Vorlesen ist er gewohnt: »Ich lese oft meinen beiden Kindern Gute-Nacht-Geschichten vor.« Sein Lieblingsbuch spielt in Paris und handelt von der Freundschaft eines Elfjährigen zu einem arabischen Krämer.
Bernd Mengede präsentierte eine Passage aus Nikolai Gogols »Der Mantel«. Bevor er vorlas, wie der Barbier Ivan eine Nase in einem von seiner Frau frisch gebackenen Brot findet und versucht, sie verschwinden zu lassen, erzählte er, dass er über seine Eltern zum Lesen gekommen sei.
Den krönenden Abschluss bildete die Lesung der Frin-troper Verlegerin und Buchhändlerin Andrea Reichart. Sie las aus »Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen« von Mitch Albom. Die Geschichte beginnt mit dem Tod des 83-jährigen Eddie, der in den Himmel kommt und dort fünf Menschen trifft, die ihm helfen, sein Leben zu verstehen.
Andrea Reichart sagte über sich selbst, dass sie mit »Lust und Leidenschaft« lese und obwohl sie jeden Tag mit Büchern zu tun habe, es sich nicht vorstellen könne, des Lesens überdrüssig zu werden.
Das Publikum zeigte sich interessiert an den Büchern und begeistert von den Vortragenden, die eines verband: In ihrer Kindheit waren sie Dauergäste in ihren Pfarrbüchereien. kry