Auf scharfe Kritik sind die Pläne der Mülheimer Firma Harmuth bei der Borbecker SPD gestoßen, auf dem Econova-Gelände eine Müllverbrennungsanlage zu errichten (die BN berichteten am 21. April). "Solange die Kapazitäten des Müllheizkraftwerks in Karnap noch nicht vollständig ausgeschöpft sind, braucht kein Mensch im Essener Norden weitere Müllverbrennungsanlagen", so Thomas Kutschaty, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Borbeck.
Kutschaty: "Der Essener Norden ist durch die Feinstaubproblematik und die sich damit abzeichnende Verkehrsumlenkung schon erheblich belastet. Weitere Umweltbelastungen sind für die Bewohnerinnen und Bewohner nicht hinnehmbar." Jede Müllverbrennungsanlage setze Schadstoffe frei. Kutschaty: "Die von der Landesregierung jetzt vorgelegte Langzeitstudie zur Sterblichkeitsrate belegt deutlich, dass Menschen, die Feinstaub- und Umweltbelastungen ausgesetzt sind, eine kürzere Lebenserwartung haben. Es kann daher nicht angehen, dass die schon durch Industrie stark gebeutelte Region im Essener Norden weiteren Belastungen ausgesetzt sein soll."
Kutschaty erinnert in diesem Zusammenhang an die vor fast 20 Jahren geführte Diskussion um die damals geplante Sondermüll-Verbrennungsanlage im Stadthafen. "Der erfolgreiche Widerstand von Umweltverbänden und der SPD konnte damals verhindern, dass eine Sondermüll-Verbrennungsanlage errichtet wurde. Eine Anlage, die heute übrigens völlig am Bedarf vorbeigeplant wäre."
Zusätzliche Müllverbrennungsanlagen hätten nur Sinn, wenn zusätzlicher Müll aus anderen Regionen nach Essen gebracht werden solle. Das lehnt die SPD jedoch eindeutig ab, so Kutschaty, da bereits mit dem Standort Essen-Karnap eine Entsorgungsfunktion für viele Nachbarstädte mit übernommen werde.
Auch das Verhalten der Essener Wirtschaftsförderung kritisieren die Sozialdemokraten. Kutschaty: "Es ist schon ein Unding, wenn die Essener Wirtschaftsförderung an den politischen Entscheidungsträgern vorbei Ansiedlungsgespräche in einem so sensiblen Bereich führt."
Sollte sich eine Müllverbrennungsanlage in dem Gebiet Econova ansiedeln, wären die Vermarktungschancen der übrigen Gewerbegrundstücke erheblich einschränkt. Kutschaty: "Kein anderes Unternehmen möchte sich neben einer Müllverbrennungsanlage ansiedeln." Der gesamte Wirtschaftsstandort Essener Norden werde "erheblich geschwächt", so die Befürchtung der Borbecker SPD.