In einem offenen Brief hatten Elternvertreter der Gesamtschule Borbeck jüngst den SPD-Landtagsabgeord¬neten Thomas Kutschaty nach der Zukunft der Gesamtschulen in NRW befragt (die BN berichteten). Jetzt antwortete Kutschaty den besorgten Eltern.
Kutschaty schreibt: „Auch ich stelle mir besorgt die von Ihnen aufgeworfenen Fragen. Nach wie vor stehen die Vorschläge von CDU und FDP zur Zukunft der Gesamtschulen im Raum, die großen Anlass zur Sorge bereiten.”
Auch nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen sei die neue Landesregierung Antworten auf drängende Fragen schuldig geblieben, so Kutschaty: „Ohnehin fallen die bildungspolitischen Thesen außerordentlich dürftig aus. Mehr Chancengleichheit sei offenbar nicht das erklärte Ziel der neuen Landesregierung, stellte bereits Walter Haas, Vorsitzender des DBG in Nordrhein-Westfalen, fest.”
Kutschaty weiter: „Tatsächlich deutet derzeit alles darauf hin, dass die neue Regierung Fakten schaffen wird, die den Einstieg in den Ausstieg aus den Gesamtschulen einläuten. Allen Bekenntnissen zur Bestandsgarantie von Gesamtschulen zum Trotz: die Aussagen vor der Wahl waren deutlich. Schon immer waren die Gesamtschulen ein rotes Tuch für CDU und FDP. Geleitet wurden beide Parteien dabei nie von sachlichen Gründen, sondern vielmehr von unbegründeten und ideologisierten Vorbehalten.”
Zur Zukunft der Gesamtschulen treffe die Koalitionsvereinbarung keine konkrete Aussage. Ganze vier Zeilen, so kritisiert der Abgeordnete, widmeten die Koalitionspartner den Gesamtschulen, nämlich: „Gesamtschulen müssen sich im Wettbewerb bewähren. Für sie sollen dieselben Standards unter den gleichen Rahmbedingungen wie für andere Schulformen gelten, beispielsweise bezogen auf die durchgängige Einhaltung der Richtwerte für die Oberstufe. Gesamtschulen können unter den gleichen Bedingungen wie andere Schulen eingerichtet werden.”
Für die große Zahl besorgter Eltern und Schüler sei diese Aussage das genaue Gegenteil einer verlässlichen Arbeitsgrundlage. Während anderen Bereichen, wie zum Beispiel den Schulen in freier Trägerschaft, mehr Geldmittel zugesagt würden, suche man hinsichtlich der nordrhein-westfälischen Gesamtschulen vergebens nach konkreten Handlungsvorschlägen. Ein „langsames Sterben der Gesamtschulen” sei somit programmiert und werde von der neuen Regierungskoalition billigend in Kauf genommen, wenn nicht sogar nachhaltig betrieben.
Kutschaty: „Ganz besonders sorge ich mich in diesem Zusammenhang um die beiden Gesamtschulen in meinem Wahlkreis. Aus zahlreichen Gesprächen und Besuchen weiß ich, wie leistungsfähig die Gesamtschulen Borbeck und Nord sind.”
Die SPD-Landtagsfraktion stehe auch in Zukunft zur Ge¬samtschule und bleibe ein verlässlicher Partner, versichert der SPD-Politiker: „Die Gesamtschule ist für uns eine der tragenden Säulen unseres Schulsystems. Nicht zuletzt die in den vergangenen Jahren stetig gestiegenen Anmelde-zahlen belegen die Attraktivität dieser Schulform. Und auch die von Ihnen dargelegten Leistungsdaten zeigen, dass an den Gesamtschulen zwar anders, aber in keiner Weise schlechter gelernt und gearbeitet wird.”
Der MdL: „Den Vorstellungen der neuen Regierungskoalition treten wir mit Entschlos¬senheit entgegen. In diesem Zusammenhang sind die veränderten Mehrheitsverhältnisse im Düsseldorfer Landtag allerdings nicht sonderlich hilfreich. Mit der Landtagswahl am 22. Mai sind auch die Perspektiven für die Gesamtschulen in unserem Land schlechter geworden.”
Und weiter: „Trotz dieser eher negativen Signale hoffe ich sehr, dass die Gesamtschulen in meinem Wahlkreis noch eine lange und vor allem sorgenfreie Zukunft vor sich haben. Ich bin auch bereit, mich persönlich einzubringen und Sie dabei zu unterstützten.”