Was viele seit langem befürchtet hatten, ist seit Dienstag traurige Gewissheit: Das evangelische Bethesda-Krankenhaus schließt nach jahrelangem Kampf ums überleben (die BN herb den mehrfach) nun doch endgültig seine Pforten. Am 30. Juni kommenden Jahres soll das letzte Stündlein der Klinik am Fliegenbusch läuten. Die Chirurgie soll dann ins Philippusstift zurückkehren, die Gynäkologie schließen.
Das gaben Geschäftsführung, Klinik-Träger, Vertreter der Krankenkassen und der Düsseldorfer Bezirksregierung am Dienstag offiziell bekannt. Zuvor hatte die Gerüchteküche heftig gebrodelt, gar von drohender Insolvenz des Bethesda war die Rede gewesen. Das Fiasko einer Zahlungsunfähigkeit blieb den Klinik-Managern jedoch erspart.
Stattdessen demonstrierte die zwölfköpfige Runde bei der Pressekonferenz am Fliegenbusch Optimismus. Mehrfach unterstrichen die Entscheidungsträger, dass es für die "Ein-Standort-Lösung" (Bethesda-Geschäftsführer Jens Hasley) einen „nahtlosen Übergang” geben werde, dass der Verlust der Gynäkologie für Borbeck nicht allzu schlimm sei – man habe ja das Geburtshaus und gute Kliniken in der Nähe – und dass es kein Problem sei, die Operationssäle im Philippusstift wieder in Betrieb zu nehmen, wie Manfred Sunderhaus, Chef der Katholischen Kliniken Essen-Nord-West sagte. "Die Versorgung bricht nicht zusammen", „Am Bethesda wird bis zum letzten Tag qualifiziert gearbeitet”, "Am Patienten wird nicht gespart", so hieß es weiter.
"Träger, Land und Kranken¬kassen verständigen sich auf einen Krankenhausstandort in Borbeck – ein richtiger Schritt für eine zukunftsfähige Krankenhausmedizin im Stadtteil": So betont optimistisch lautete denn auch die Überschrift der gemeinsamen Pressemitteilung der beiden Borbecker Kliniken zum Thema.
Und auch Rolf Buchwitz von der AOK als Vertreter der Krankenkassen sah am Dienstag Grund zum Optimismus: Immerhin habe man es geschafft, die chirurgische Versorgung von rund 130.000 Einwohnern zu erhalten und man könne auch einen Teil der Arbeitsplätze retten.
Wie es jedoch für die derzeit noch rund 400 Bethesda-Beschäftigten weitergeht, ist völlig offen. Da stehe man vor einem "langen Prozess der Klärung", sagte Jens Hasley.
Ein Teil des Personals kann sich wohl Hoffnungen ma¬chen, im Philippusstift unterzukommen: „Wenn wir die Chirurgie wieder eröffnen, brauchen wir neues Personal. Da sind natürlich die Menschen aus dem Bethesda für uns die erste Adresse”, so Manfred Sunderhaus.
Sicher ist das nur ein schwacher Trost für Dietmar Kolpatzik von der Mitarbeitervertretung des Bethesda. Kolpatzik appellierte an die Geschäftsführung, hinsichtlich der Zu¬kunft der Beschäftigten bis Ende September "klare Vorgaben zu Ziel und Weg" zu machen. Der Sozialplan müsse ausgebaut werden.
Die "Ein-Standort-Lösung" ist mit Land NRW abgestimmt – auch das hob die Runde am Dienstag immer wieder hervor. Wie zum Beweis war auch Sigrid Elverfeld, Leitende Regierungsmedizinaldirektorin bei der Bezirksregierung, nach Borbeck gekommen. Sie verwies auf die gesetzliche Verpflichtung einer ortsnahen Versorgung der Patienten „Die Grundversorgung bleibt." Offen sei zwar, wie viel Geld das Land zuschieße, da der Haushalt für das Jahr 2006 noch nicht feststehe. Die dass das Land NRW die "Umstrukturierung" stütze, sei klar, so Elverfeld.
Unterdessen befürchtet der Borbecker Landtagsabgeordnete Thomas Kutschaty (SPD)
allen Beteuerungen zum Trotz eine Lücke in der medizinischen Versorgung: "Das Bethesda ist das einzige Haus Essener Nordwesten mit einer Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Es zeichnet sich ab, dass eine wohnortnahe Versorgung nicht mehr sichergestellt werden kann. Ich fordere alle Beteiligten auf, eine Lösung zu finden.