Von Kilian Soddemann
Dellwig. "Unser Geld reicht noch ungefähr bis Mai. Danach ist unser ganzes Gespartes aufgebraucht", erklärt Petra Hermanns. Sie ist erste Vorsitzende des Fördervereins für den Vorkindergarten Rappelkiste". Die Erzieherinnen und sie hoffen auf dauerhafte Hilfe. Fördergelder haben sie bereits im Rathaus beantragt. Bis heute aber ohne Erfolg. Trotzdem geben sie nicht auf. Mitarbeiter des Jugendamtes besprechen im März, ob die Kinder im Haus am Vieselmanns Ried 8 weiter spielen dürfen.
Sie entscheiden: Bekommen Eltern und Erzieherinnen des Hortes Unterstützung. Finanzielle Hilfe für die Betreuung von Zwei- bis Dreijährigen ist allerdings gesetzlich keine Pflicht. Momentan helfen lediglich Eltern mit ihren Beiträgen und Spenden.
"Im Sommer 2004 wurde der kirchliche Kindergarten geschlossen. Dieser war vorher hier im Haus. Danach haben wir alles mobilisiert, was wir mobilisieren konnten", berichtet Hermanns. Mit ihrem Engagement schaffen es Fördervereinsmitglieder und Erzieherinnen, zumindest den Standort zu erhalten. "Mit Spenden können wir uns über Wasser halten", erklärt Hermanns. "Ohne das Geld hätten
wir schon letztes Jahr vor Weihnachten schließen müssen." Sie weiß jedoch: "Auf Dauer können wir ohne öffentliche Hilfen nicht öffnen." Die Erzieherinnen kämpfen mit "Stuhlpatenschaften" um den Erhalt der Spielgruppen: "Dabei können Unternehmen oder Privatpersonen für ein Jahr den Platz eines Kindes sichern", schildert Hermanns. "Allerdings unterstützen uns bis jetzt nur neun Paten."
Traurig für die insgesamt 48 Kinder der "Tiger- und "Elefantengruppen" des Horts. Ob im Bastelzimmer oder im "Toberaum" – sie spielen gern im Vorkindergarten am Vieselmanns Ried. Der Andrang ist groß: "15 bis 20 Kinder stehen auf der Warteliste. Wir dürfen nach dem Gesetz nur insgesamt 24 Kinder pro Tag betreuen", erklärt Karina Conrad, Leiterin der Spielgruppen.
Die Eltern bezahlen viel für die Betreuung ihrer Kinder. "Auch allein erziehende Mütter und Väter bringen ihre Kinder zu uns", weiß Conrad. "Für diese ist es besonders schwierig, die Beiträge zu zahlen. Einige haben sich deswegen abgemeldet." Doch nicht nur mit Geld helfen Eltern aus: "Wir haben Zettel am Ausgang. Darauf stehen Dinge, die uns fehlen. Viele Eltern bringen uns dann Bastelmaterial, Papier oder Taschentücher mit", freut sich Conrad. Thomas Kutschaty, SPD-Landtagsabgeordneter, unterstützt Eltern und Erzieherinnen bei ihrem Kampf. Mit seinen Parteikollegen stiftet er für die Spielgruppen 250 Euro.
Zukünftig möchte er Staats-Zuschüsse für den Hortbetrieb beschaffen: "Im Landtag beraten wir über eine Neuregelung der Verteilung von Fördergeldern. Wir unterstützen dann
hoffentlich auch die Betreuung für Zwei- bis Dreijährige." Er bleibt realistisch: "Ich befürchte, sollten wir Summen bereitstellen können, werden diese nicht besonders hoch sein." Für die Kinder ein schwacher Trost.