Der Aktionsplan gegen Feinstaub in der Stadt steckt in der zweiten Runde. Es gilt ein erweitertes Lkw-Fahrverbot auf der Gladbecker Straße in Richtung Zentrum. An Werktagen zwischen 6 und 13 dürfen Brummis dort nicht mehr fahren. Für den Schwerverkehr gilt die Umleitung über Hafenstraße und Bottroper Straße. Andere nehmen gleich Frintroper und Altendorfer Straße als weiträumige Ausweichstrecke.
Mitarbeiter von Stadt, Landesumweltamt, Bezirksregierung und Politiker diskutierten im Bau- und Verkehrsausschuss. „Die erste Stufe war erfolgreich, aber nicht ausreichend”, resümiert Walter Stork, Regierungspräsident in Düsseldorf. Die Zahlen: An 35 Tagen im Jahr dürfen von der Europäischen Union (EU) gesetzte Feinstaubwerte überschritten werden. In 2005 schlug die Messstation an der Gladbecker Straße nahe Bamler Straße an 60 Tagen Alarm. Allein in diesem Jahr wurden die vorgeschriebenen Größen bereits 36 Mal überschritten.
Trotzdem: Laut Stork hat sich die Situation verbessert. "Die Überschreitungen sind bislang um etwa zwölf Tage zurück gegangen", kommentiert er. Das schafft Handlungszwang. Bis Oktober 2006
muss die Bezirksregierung der EU für Essen einen Luftreinhalteplan vorlegen. Über eine Schadstoff-Kennzeichnungspflicht debattieren derzeit bundesdeutsche Parlamentarier. „Wir rechnen damit, dass die im Herbst durch ist”, informiert Walter Stork.
Dann könne die dritte Stufe des örtlichen Aktionsplans „zünden”: Die Gladbecker Straße bleibt für Fahrzeuge ohne Russpartikelfilter gesperrt. „Werden Grenzwerte mit der jetzt geltenden zweiten Stufe nicht erreicht, sind wir zu weiteren Maßnahmen verpflichtet”, kündigt Stork an.
Vertreter der Vogelheimer Stadtteilkonferenz, die sich auch für eine Entlastung der Hafenstraße einsetzen, fürchten: „Das läuft auf eine Vollsperrung der Gladbecker Straße für Lkw hinaus, da ein Großteil gar nicht über einen Russpartikelfilter verfügt”, so Sprecher Peter Wallutis in der Ausschusssitzung.
Der Blick in die Zukunft verheißt ihm nichts Gutes. Ab 2007 soll die Lärmschutzverordnung der EU abgewickelt werden. Außerdem wollen sich zahlreiche Firmen im und rund um das Econova-Gebiet ansiedeln. „Kein Mehrverkehr auf Hafen- und Vogelheimer Straße", sagen Stadtbedienstete dazu. Das kann sich Wallutis „wirklich nicht vorstellen”. Er ist mit dem Ausgang der Sitzung gar nicht zufrieden. „Es kommt niemand aus der Deckung”, kritisiert er.
Initiativenmitglieder wollen einen neuen Routenplan für Lkw erstellen, damit Vogelheim und die Hafenstraße von Lärm und Feinstaub befreien. Die Brummis sollen nach ihrem durch den Stadthafen geschickt rollen. „Das wäre für den gesamten Essener Norden ein Fortschritt”, wirbt Wallutis für die Idee, die Lkw über Daniel-Eckhardt-Straße/ Am Stadthafen/Econova-Allee weiter zur Bottroper Straße zu schicken.
Auch Politiker im Bezirk V favorisieren diese Lösung. „Es ist die Richtige”, sagt Karl¬heinz Endruschat, dort Sprecher der SPD-Fraktion. Günter Drame (SPD-Ratsherr) vom Ortsverein Dellwig-Gerschede kritisiert die Stadthafenlösung. „Damit verlagern wir das Problem nach Dellwig und Bergeborbeck”, hält er dagegen. Die Stadt hält die Umleitung für möglich, aber teuer. Das Hafengelände müsste für den öffentlichen Straßenverkehr geöffnet, unter anderem Bahnübergänge mit Schranken versehen werden. „Mit dem entsprechenden Willen geht das”, ist sich Karlheinz Endruschat sicher.
Die Initiative will weiter kämpfen, zur Not bis zum Äußersten gehen. Der Landtagsabgeordnete Thomas Kutschaty (SPD) soll in Düsseldorf die Sorgen der Anwohner vertreten. Peter Wallutis: "Es soll niemand glauben, dass wir jetzt aufgeben." Frintroper und Borbecker wollen sich ebenfalls gegen mehr Brummis vor ihren Türen wehren.