Freunde des Freibades Dellwig sollten sich den 14. November im Kalender rot anstreichen. An diesem Dienstag nämlich steht der »Masterplan Sport« auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung Borbeck. Gut zwei Wochen später, am 29. November, hat der Rat der Stadt das letzte Wort.
Dann wird sich entscheiden, wie die Zukunft des Freibades am Kanal aussieht.
Wie berichtet, hält die Sport- und Bäderverwaltung einen Weiterbetrieb in der bestehenden Form für nicht vertretbar und hat zwei Vorschläge ausgearbeitet: Umgestaltung zu einem großen Sandkasten oder Umbau mit Verringerung der Wasserfläche.
Vor vier Jahren erst hatte man das Freibad West an der Nöggerathstraße geschlossen und als »Trostpflaster« eine massive Aufwertung von »Hesse« in Aussicht gestellt.
Davon ist nun keine Rede mehr – für Klaus Görtz, den Vorsitzenden des Badbetreibers RuWa Dellwig, »Wortbruch«.
Genau jenen »Wortbruch« will die Dellwiger CDU-Ratsfrau Jutta Eckenbach sich nicht nachsagen lassen. Sie legte sich bereits Anfang vergangener Woche auf die Linie »Pro Hesse« fest. Allenfalls eine Reduzierung der Wasserfläche sei überlegbar – mehr aber auch nicht.
Dass Eckenbach nicht umfällt, erzürnt den kleinen Koalitionspartner der Christdemokraten im Rat, die Grünen. »Mit dem kategorischen Nein zum möglichen Aus für das Freibad Dellwig ist der gesamte Masterplan Sport in Frage gestellt worden«, so der sportpolitische Sprecher der Grünen, Mehrdad Mostofizadeh – und bringt damit auf den Punkt, was viele Borbecker befürchten: nämlich das Aus für das Freibad Dellwig.
Mostofizadeh weiter: »Gerade im Bäderbereich fehlen auch den Grünen Analysen, Zahlen, Alternativen und Ziele.« Wer sich »aber erst gar nicht mit den sportfachlichen Fragen auseinandersetze und ein bestimmtes Bad vorab als unantastbar« verstehe, müsse sich fragen, »warum er die Verwaltung überhaupt ein Jahr hat arbeiten lassen.« Weiter wirft der Grüne Jutta Eckenbach vor, »Einzelinteressen« zu verfolgen und sich von »subjektiven Empfindungen« leiten zu lassen.
Unterdessen haben sich die Politiker vor Ort – zumindest verbal – zu einer Allparteien-Koalition für »Hesse« zusammengefunden. Die Bezirksvertretung sprach sich einstimmig (Daniel Recker/FDP fehlte) für den Erhalt des Bades aus. »Außer Frage« steht für die Dellwiger SPD und ihre Mandatsträger Günter Drame und Thomas Osterholt, dass ein Fortbestand des letzten Freibades im Essener Norden zwingend notwendig ist. »Was bringen uns Bäder in Nachbarstädten, die Eintrittsgelder fordern, die für viele Bewohner des Essener Nordens unerschwinglich sind?«, fragen Osterholt und Drame. »Die Besucherzahl von 75000 in nur drei Monaten ist ein Beleg für den notwendigen Erhalt dieses traditionsreichen Bades.«
Auch der CDU-Ortsverband Dellwig bleibt bei seinem Beschluss, Hesse als Freibad für Schwimmer und Familien mit Kindern als Volksbad zu erhalten. Das teilte Vorsitzender Klaus Pfahl mit.
Die CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Borbeck fordert ebenso den Erhalt des Freibades. »Eine komplette Schließung oder Teilfortführung als Luftbad ohne Wasser kommt für uns nicht in Frage«, so Vorsitzender Thomas Mehlkopf. »Einer längst überfälligen Modernisierung der Schwimmanlage steht niemand im Weg. Hier hätten bereits erhebliche Energie- und Wasserkosten eingespart werden können.« Ein Freibad ohne Schwimmbecken als Luftbad sei »wie Stricken ohne Wolle«, so Mehlkopf weiter. Und: »Das Freibad Hesse ist deshalb so attraktiv, weil es für jeden Bürger bezahlbar ist.«
SPD-Landtagsabgeordneter Thomas Kutschaty erteilte den Vorschlägen eine klare Absage und sprach von »mangelnder Sensibilität der Verwaltung«. Kutschaty: »Es ist skandalös, dass die Menschen im Essener Norden nun wiederholt zum Opfer einseitiger Sparpolitik werden sollen.«
»Keine Schnellschüsse von den Entscheidungsgremien« fordert der sportpolitische Sprecher der FDP/AE-Fraktion, Markus Fischer. Ein Aus für das Freibad Dellwig lehne man ab.
Das Linksbündnis im Rat sieht seine Prophezeiung von 2001 bestätigt, dass die angekündigte Sanierung Hesses ein leeres Versprechen bleibt. Die Fraktion Die Linke./DKP/Auf hat am Freitag nach eigenen Angaben in Borbeck über 600 Unterschriften für das Bürgerbegehren »Essen ist unser« gesammelt.
Unterschriften sammeln will auch die Bürgerinitiative »Rettet Hesse«. Geplant sind außerdem eine Podiumsdiskussion und eine Demo. Weitere Infos bei Andrea Rohrbeck, Telefon 668581, und Marie-Luise Grzesiok, Telefon 604380.