Unternehmen wirbt um Akzepzanz für ,Eva‘

Eva, die geplante »energetische Verwertungsanlage« im Stadthafen, ist für die Mitglieder der Bezirksvertretung Borbeck alles andere als eine Schönheit, die man mit offenen Armen empfängt. Ganz im Gegenteil: Von unverhohlener Skepsis bis zur offenen Ablehnung der Müllverbrennung reichte am Dienstag das Meinungsspektrum im Ortsparlament.

Glaubt man jedoch den Betreibern der (noch nicht genehmigten) Verbrennung, dann ist die ganze Aufregung um die Anlage nichts weiter als heiße Luft.

Diesen Eindruck jedenfalls vermittelte Ulrich Husemann, Prokurist der Firma Harmuth. Husemann war kurzfristig einer Einladung gefolgt, sich den Fragen der Borbecker Bürgervertreter zu stellen. Ihm zur Seite saßen Firmenchef Stefan Harmuth und Diplom-Ingenieur Muzaffer Yüksel.

Zusammengefasst lautet die Position der Firma Harmuth laut Ulrich Husemann wie folgt: »Wir sind ein Container-Unternehmen und verwerten in unserer neuen Anlage im Stadthafen Material, das nach Hausrenovierungen anfällt. Das angelieferte Material wird von unseren Beschäftigten von Hand sortiert. Ausschließlich nicht verwertbare Reste wie Holz, Papier und Folien wollen wir in der Anlage verbrennen – Material also, das jeder auch zu Hause in seinem Kamin verfeuern dürfte. Gifte, Öl, Reifen oder ähnliches dürfen und werden wir nicht verbrennen. Die Anlage wird ständig online von den Umweltbehörden überwacht und würde dann sofort heruntergefahren.«

Husemann sagte weiter: »Wir sind gezwungen, diese Materialien zu verbrennen, weil eine Ablagerung auf Deponien seit 2005 nicht mehr erlaubt ist. Ein Transport nach Karnap oder in eine andere Anlage im Umfeld ist für uns wirtschaftlich nicht tragbar, weil die Anlagen von Mitbewerbern kontrolliert werden, was jüngst zu Preissteigerungen von bis zu 300 Prozent geführt hat. Die können wir unmöglich an unsere Kunden weitergeben.« Mit der Verbrennung vor Ort tue man der Umwelt sogar Gutes, entgegnete der Harmuth-Prokurist Bedenken der Bezirksvertreter. »Tausend Lkw-Fahrten nach Karnap entfallen«, so Husemann gegenüber den Borbecker Nachrichten.

Insbesondere Thomas Osterholt (SPD) hatte zu Beginn von einem »erhöhten Feinstaub-Ausstoß« durch die Verbrennung und »erheblichen gesundheitlichen Problemen« für die Bevölkerung gesprochen. Dazu Husemann: »Die erhöhten Feinstaubwerte wurden in 50 Metern Entfernung von der Recyclinganlage gemessen und haben mit der Verbrennung nichts zu tun.« Husemann unterstrich, dass die Verbrennungsanlage alle gesetzlich festgelegten Höchstwerte unterschreite: »Wir bewegen uns im legalen Raum.«

Auch den von SPD-MdL Thomas Kutschaty erhobenen Vorwurf, »Eva« arbeite mit veralteter Technik, will die Firma Harmuth nicht auf sich sitzen lassen: »Das ist Quatsch«.

Richtig sei, dass man »Eva« in Reutlingen nach rund 1000 Betriebsstunden abgeschaltet und eingemottet habe, bestätigte Ulrich Husemann von Harmuth. Dies hatte Klaus Pfahl vom Dellwiger Bürger- und Verkehrsverein in Erfahrung gebracht.

Aber, so Husemann: »Es ist zwar keine neue, aber eine gängige Technik, so wie ein Ottomotor halt.« Die Anlage im Stadthafen werde eine völlig neue Rauchgasreinigungsanlage erhalten, die den strengen deutschen Regelungen entspreche. Husemann: »Diese Reinigungsanlage kostet zwei Millionen Euro; die Filter kommen von einer Firma aus Borbeck.«

Harmuth-Ingenieur Muzaffer Yüksel sagte den Borbecker Nachrichten am Montag, auch die Angst vor einem Störfall sei unbegründet: »Träte ein solcher Fall ein, würde die Anlage automatisch und geordnet heruntergefahren.«

Bauchschmerzen macht den Bezirksvertretern seit Monaten der erwartete Lkw-Verkehr durch Borbeck zur Firma Harmuth im Stadthafen.

Der Entsorger hat zwar eine freiwillige Selbstverpflichtung abgegeben, die Hafenstraße zu meiden und sagt: »Wir wickeln 90 Prozent über die Autobahn ab.« Dennoch steht für Ratsherr Günter Drame (SPD) die Frage im Raum: »Wie wollen Sie die Verkehrsströme lenken?« Thomas Mehlkopf (CDU) forderte: »Wir erwarten von der Stadtverwaltung bis März ein Verkehrskonzept.« Sigrid Engels (Bürgerbündnis): »Mir wird jetzt schon angst und bange, wenn ich die Lastwagen auf dem Rabenhorst sehe.« AE

Auch im SPD-Bürgerbüro am Weidkamp 1 liegen Einspruchs-Vordrucke aus: dienstags und freitags von 9 bis 13 und 15 bis 17 Uhr. Download: www.thomas-kutschaty.de