Neue Heimat für die Jugend

VON MARKUS GRENZ Karnap. Mit dem fehlenden Angebot für Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren in Karnap soll bald Schluss sein. Das haben sich Schüler der Gruppe "Teens for teens" der Hauptschule Karnap, der Bezirkskinderbeauftragte Guido Reil (SPD) und der Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten (VKJ) vorgenommen. Zusammen wollen sie am Karnaper Markt ein Jugendcafe eröffnen.

"Es gibt hier nichts, wo man sich in unserem Alter einmal treffen kann, ohne sich extra zu verabreden. Viele von uns hängen dann einfach so auf Spielplätzen herum", berichtet Alina Zöller (14), Schülersprecherin der Hauptschule. Der Kinderbeauftragte Guido Reil, selbst Karnaper, ergänzt: "Der Ortskern verslumt immer mehr, die Leerstände häufen sich. Hier muss dringend etwas getan werden."

Und da leere Ladenlokale Spielraum lassen, fiel der Blick des Ortspolitikers schnell auf das Haus Nummer 15. Seit Jahren steht das Erdgeschoss leer, verschiedene Pächter haben sich vergeblich dort abgemüht. Der Kontakt mit Eigentümer Allbau war schnell hergestellt. Fehlte für das Grundgerüst nur noch ein professioneller Anbieter, der das Jugendcafé betreiben kann. Für den VKJ ein ideales Betätigungsfeld. "Das Projekt passt hervorragend in unsere Arbeit. Wir würden gerne hier zusammen mit den Jugendlichen etwas gestalten", hat sich VKJ-Geschäftsführer Oliver Kern vorgenommen.

Rund 120 Quadratmeter stehen den "Teens for teens" dafür zu Verfügung. "Spielen, Kickern, Billard, Tee oder Kakao trinken: Wir können uns hier eine ganze Menge vorstellen", schlägt Sebastian Dräger (16) vor. Café im vorderen, Billard oder Kicker im hinteren Bereich – so könnte es einmal aussehen. "Das Café soll als Club mit Clubkarte betrieben werden", erläutert Guido Reil.

Oliver Kern vom VKJ sieht Chancen, die weit über einen schlichten Treff hinausgehen. "Hier besteht die Möglichkeit eines niederschwelligen Angebotes zur Überbrückung interkultureller Sprach- und Wissensdefizite. Hier können Kurse angeboten werden, auch zu geschlechtsspezifischen Themen", führt Kern aus.

Doch das muss auch noch finanziert sein. Für den fälligen Ausbau des Ladenlokals hat die Essener Jugendberufshilfe Unterstützung zugesagt. "Wir hoffen dann noch auf Sponsoren. Auch die Bezirksvertretung V kann sich hier engagieren", so Guido Reil. Thomas Kutschaty, stellvertretender Vorsitzender des VKJ, führt den Gedanken weiter: "Sachspenden jeglicher Art sind willkommen. Und wenn beispielsweise ein Elektriker ein wenig seiner Arbeitszeit zur Verfügung stellt, wäre uns auch sehr geholfen."

Das größte Problem werden aber wohl die laufenden Kosten und die Finanzierung eines Pädagogen vor Ort sein. "Es ist jemand nötig, auf dessen Schultern wir dies stellen können", stellt Reil fest. Thomas Kutschaty und Oliver Kern hoffen auf die Finanzierung einer Personalstelle. "Wir sind optimistisch, dass wir das irgendwie gesichert bekommen", so Kutschaty.

Ein Zeitplan steht zumindest grob. Wenn alles nach Plan läuft, sollen schon im August die ersten Getränke ausgeschenkt werden. Guido Reil: "Zur 675-Jahr-Feier Karnaps soll geöffnet sein. Das soll Signal für den Stadtteil werden." (Quelle: Stadtteilzeitung WAZ/NRZ)