„Katastrophe für den Nordwesten“

Als „Katastrophe", nicht nur für Altenessen, sondern für den ganzen Essener Nordwesten, sieht Günter Gerdiken, Vorsitzender der „Interessengemeinschaft Altenessen", das Aus für die Hertie-Häuser dort und in Borbeck. „Zugleich bedeutet das einen Riesen-Vorteil für das Oberhausener Centro", betont der Kaufmann bitter.

Das schlimmste Szenario – das nicht passieren dürfe – wäre, wenn das ehemalige Karstadt-Gebäude am Allee-Center Altenessen, das den insolventen britischen Hertie-Investoren gehöre, zur Ruine werde. Zunächst auf Eis liege wohl die geplante Erweiterung des Allee-Centers, die schon in trockenen Tüchern sei. „Jetzt will man erstmal die Entwicklung bei Hertie abwarten". Gerdiken setzt darauf, dass das Haus, vielleicht als Galeria-Konzept mit Fachgeschäften, weiter bestehen kann.

Für Andrea Hauschild, Managerin des Allee-Centers, war die Nachricht „bitter". Aber in jeder Krise sehe man auch eine Chance für die Zukunft. Derzeit stehe die Betreibergesellschaft ECE (Hamburg) – sie managt auch das Zentrum am Limbecker Platz – in Verhandlungen mit dem britischen Hertie-Investor Dawnay Day über die Zukunft der Altenessener Immobilie.

„Wir haben uns in den Jahren echt um unsere Kunden bemüht, alle Veränderungen mitgetragen – und jetzt dieser Tritt in den Hintern." Verkäuferinnen und Verkäufer bei Hertie in Borbeck sind enttäuscht. „Jetzt geht uns das letzte Geschäft mit großer Auswahl verloren. Gute Nacht Borbeck", fügt eine Rentnerin hinzu, die gerade Stopfgarn und Handtücher im Warenhaus erstanden hat.

„Was passiert mit dem Gebäude und dem Parkhaus, das wir in Borbeck brauchen?", fragt Joachim Dörner vom „Initiativkreis Centrum Borbeck" (CeBo). Können die Untermieter bleiben? Wer bewirtschaftet das Parkhaus? Rund um den Höltingplatz sei auch kein Investor in Sicht, das rund 30-jährige Gebäude zu übernehmen, wenn der letzte Anker-Händler das Mittelzentrum verlasse. Auch die große Lebensmittelketten seien schon längst auf die grüne Wiese gezogen.

Und wieder zeige sich: Hertie Rüttenscheid und Steele bleiben, im Nordwesten machen sie dicht, weil dort bereits Arbeitsplätze fehlten, die für Einkäufe in Pausen oder nach Feierabend so wichtig seien, sagt der Goldschmied. Die soziale Schieflage in der Stadt werde immer deutlicher.

„Bitte sprechen Sie sofort mit örtlichen Kaufleuten und Politikern, um Wege aus der Krise zu finden. Der langfristige Erhalt der Hertie-Häuser in Borbeck und Altenessen muss dabei Ziel sein", fordert Thomas Kutschaty in einem Brief an die Hertie-Geschäftsleitung. Es dürfe nicht sein, dass Beschäftigte nun ausbaden müssten, was Manager verursacht hätten, fügt der SPD-Landtagsmann hinzu. frh-/fritz

Quelle: WAZ / DerWesten.de