Von Pascal Hesse Sie sind jung, an Politik interessiert und wollen mehr über die Arbeit ihrer Abgeordneten im Düsseldorfer Parlament erfahren: Beim zweiten Jugend-Landtag ging’s vom 28. bis zum 30. Juni für sieben Jugendliche von der Schulbank direkt auf die Plätze der Parlamentarier im Plenarsaal: "Die jungen Leute sollen lernen, wie politische Abläufe im Parlament funktionieren und dass es oft schwierig ist, Kompromisse zu finden. Sie sollen merken, dass Politik Spaß machen kann und dass sie ihre eigene Meinung durchsetzen können", erklärt Landtags-vizepräsident Oliver Keymis.
Mit 187 Jung-Parlamentariern, also jeweils einer für jeden richtigen Abgeordneten, wird drei Tage lang über Themen wie Zeugnisse für Lehrer oder Initiativen gegen Mobbing im Internet diskutiert – nach den Regeln des echten Parlaments: "Es ist etwas ganz Besonderes. Wo kann man sonst mit so vielen Politikern ins Gespräch kommen, im Plenarsaal sitzen, Reden halten und sich dann mit der Landtagspräsidentin unterhalten", freut sich der 18-jährige Kevin Laabs aus Borbeck, der den SPD-Abgeordneten Thomas Kutschaty vertritt.
Mit viel Ehre vor dem "hohen Haus", wie der Landtag von dem Abgeordneten oft genannt wird, treten die Jugendlichen dem Landesparlament gegenüber und nehmen die Gepflogenheiten, die Art und Weise zu sprechen und auf Formalismen zu achten, so wie es die echten Parlamentarier machen, schnell an. Der Essener FDP-Abgeordnete Ralf Witzel schickt gleich drei junge Mädchen ins Parlament: "Sie arbeiten hoch motiviert mit, merken aber auch, dass es in der Politik nicht nur Siege, sondern auch Niederlagen gibt und sie damit umgehen müssen." Wie sich eine Niederlage anfühlt, muss Annika Thamm in der FDP-Jugendfraktion erfahren: "Mich haben nur fünf von zwölf Leuten für den Fraktionsvorsitz gewählt, aber das ist nicht schlimm, schließlich habe ich Glück, dass ich hier überhaupt mitmachen darf." Doch aufgeben will Annika nicht und so wählt sie die Fraktion am Ende zur zweiten Schriftführerin: "Das ist doch schon mal etwas", scherzt die 16-Jährige.
Erfolgreicher ist ihre gleichaltrige Kollegin Vivian Kühner aus Kettwig, die als stellvertretende Fraktionsvorsitzende die Geschicke ihrer Fraktion mitgestaltet: "Für mich ist das Planspiel ganz schön aufregend. Politik geht schließlich jeden an und jeder kann dabei auf seine Art mitmachen. Ich bin gespannt wie die echten Abgeordneten später mit unseren Beschlüssen umgehen."
Ein Beschluss aller Fraktionen setzt etwa auf einen Maßnahmenkatalog gegen Gewalt, Drogen, Cybermobbing und Killerspiele. Durch mehr Prävention soll Jugendlichen bewusster mit Medien umgehen, etwa wenn es um die Weitergabe persönlicher Daten geht, wie Fotos in Internetportalen.
Eine weitere Forderung der Jugendlichen ist die Bewertung von Lehrern, jedoch nicht wie auf dem Internetportal spickmich.de: "Wir brauchen ein schulabhängiges Gremium für Schüler und Lehrer, wo es nicht darum geht, den Lehrern schlechte Noten zu geben, sondern zu begründen, was sie besser machen können", so Franz Sula, Fraktionschef der SPD- Jugendlandtagsfraktion. Der 17-jährige ist auf Einladung der Essener SPD-Abgeordneten Britta Altenkamp im Landtag: "Franz hat mich durch sein ehrenamtliches Engagement überzeugt. Er ist Schülersprecher und leitet einen Besuchsdienst für ältere Menschen. Das passt gut zu meinem Bereich und ehrlich gesagt finde ich das was er macht für einen 17-Jährigen wirklich beeindruckend", erzählt Altenkamp. Seine Rolle nimmt der Gymnasiast in sehr ernst: "Ich habe bis halb fünf in der Nacht an meiner Rede gearbeitet und bin trotzdem nicht ganz fertig geworden. Mir ist beim Jugend-Landtag sehr wichtig, dass ich mit anderen politisch denkenden Jugendlichen in Kontakt komme und mit ihnen diskutiere", so Sula.
Regina van Dinther, die als Landtagspräsidentin normalerweise alle Plenarsitzungen des Parlaments leitet, nimmt beim Jugend-Landtag in der zweiten Reihe Platz, doch damit ist sie sehr zufrieden: "Die Jugendlichen machen das perfekt. Wir wollen ihnen zeigen, dass die Politik, die im Landtag gemacht wird, sie direkt etwas angeht, wie die Schul- und Hochschulpolitik. Ich erhoffe mir, dass sich die jungen Leute durch den Jugend-Landtag mehr für Politik interessieren und selbst politisch oder in der Gesellschaft aktiv werden." Und es klappt: Franz Sula hat einen ganz neuen Eindruck der parlamentarischen Arbeit gewonnen: "Ich bin zwar schon in der SPD und bei den Jusos, aber noch nicht so aktiv. Das will ich in Zukunft ändern. Mir macht die politische Arbeit viel Spaß." Das freut auch Britta Altenkamp, denn sie setzt auf den Nachwuchs aus Haarzopf: "Er hat ein politisches Talent. Von ihm werden wir in Essen sicher noch öfter etwas hören. Da bin ich mir sicher." Franz Sula aus Haarzopf spielte beim Jugend-Landtag den SPD-Fraktionsvorsitzenden. Eingeladen wurde er von Britta Altenkamp: "Ich bin mit meiner jungen Vertretung sehr zufrieden."