Post an Laumann

In einem Brief an den NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) warnte der Essener SPD-Landtagsabgeordnete, Thomas Kutschaty, die Landesregierung davor, die Erfolge in der Schlagananfallbehandlung und die Gesundheit der Menschen im Essener Norden und Nordwesten aufs Spiel zu setzen. Hintergrund ist das mögliche Aus der Spezialabteilung zur Behandlung von Schlaganfallpatienten (Stroke Unit) im Borbecker Philippusstift.

In seinem Brief erinnerte der Abgeordnete den Minister daran, dass es in den letzten Jahren bereits durch die Schließung des Bethesda-Krankenhauses zu deutlichen Einschränkungen in der medizinischen Versorgung und erheblichen Verunsicherungen gekommen ist. Eine weitere deutliche Verschlechterung der medizinischen Versorgung der Bevölkerung im Essener Norden und Nordwesten seien für ihn nicht hinnehmbar.

Der Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Minister Laumann,

mit Bedauern habe ich vor wenigen Tagen von der ungewissen Zukunft für die Stroke Unit am Philippusstift-Krankenhaus in Essen-Borbeck erfahren. Der Grund hierfür liegt in einer Entscheidung aus dem Jahr 2007, die entsprechenden Betten bzw. die entsprechende Abteilung nicht in den Krankenhausbedarfsplan aufzunehmen. Gegen diese Entscheidung hatte das Krankenhaus geklagt, jedoch in der ersten Instanz verloren.

Derzeit arbeitet die Stroke Unit noch in vollem Umfange weiter. Allerdings ohne Planungssicherheit, denn die Krankenkassen können ihre Zahlungen jederzeit einstellen. Das würde das Aus für die Spezialabteilung bedeuten, da die Kosten hierfür nicht vom Haus allein getragen werden können. Hierdurch wären auch andere neurologische Einrichtungen wie das neurologische Therapiezentrum und das Aphasiker-Zentrum in ihrem Bestand gefährdet.

Sowohl die Unsicherheiten hinsichtlich des Fortbestandes der Stroke Unit, als auch die in Folge einer Schließung verbundene deutliche Verschlechterung der medizinischen Versorgung der Bevölkerung im Essener Norden und Nordwesten sind nicht hinnehmbar.

Dank des medizinischen Fortschritts, zunehmender Aufklärung über Symptome und Warnzeichen und nicht zuletzt auch dank der schnellen Behandlung, konnte die Sterblichkeit bei Schlaganfallpatienten in Essen deutlich verringert werden. Im Essener Norden ist die Sterblichkeitsrate von 14 auf unter vier Prozent zurück gegangen. Allein in der Stroke Unit des Phillipusstiftes werden mit rund 800 Patienten die Hälfte der Essener Schlaganfallpatienten behandelt.

Es dürfte Ihnen nicht unbekannt sein, dass die im Schlaganfallverbund Essen organisierten Kliniken auf dem Gebiet der Schlaganfallbehandlung vorbildliche Arbeit leisten. Diese Strukturen werden durch Entscheidungen in Düsseldorf nun leichtfertig zum Nachteil der Bürgerinnen und Bürger aufs Spiel gesetzt.
Im Gegensatz zu den Einschätzungen des Ministeriums und der Bezirksregierung, kommen Experten zu der Auffassung, dass es bei einem etwaigen Wegfall der Stroke Unit am Philippusstift wieder zu einer höheren Sterblichkeit bei Schlaganfällen kommen wird.

Im Übrigen sollte eine schlechtere Versorgungssituation in anderen Städten kein Argument für eine Verschlechterung der Situation für die Bürgerinnen und Bürger im Essener Norden und Nordwesten sein. Vielmehr sollte das vorbildliche Essener Konzept Ansporn sein, anderswo eine ähnlich gute Versorgung zu erreichen.

Bereits in den letzten Jahren ist es durch die Schließung des Bethesda-Krankenhauses zu deutlichen Einschränkungen in der medizinischen Versorgung und erheblichen Verunsicherungen gekommen. Es ist nicht anzunehmen, dass weitere Einschnitte in die Gesundheitsversorgung im Essener Norden und Nordwesten kommentarlos zur Kenntnis genommen werden.

Derzeit wird der Krankenhausrahmenplan für Nordrhein-Westfalen überarbeitet. Das ist eine gute Gelegenheit die 2007 getroffene, eindeutig falsche Entscheidung zu korrigieren und Planungssicherheit für den gesamten Essener Schlaganfallverbund zu schaffen sowie die bestmögliche medizinische Versorgung für die Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen. Ich fordere Sie auf, hart erarbeitete Erfolge in der Therapie von Schlaganfallpatienten und die Gesundheit der Menschen nicht aufs Spiel zu setzen.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Kutschaty MdL