Jugendgerichtstag in Münster

Justizminister Thomas Kutschaty hat sich für eine verstärkte Kooperation von Justiz, Polizei und Jugendhilfe beim Vorgehen gegen jugend­liche Intensivtäter ausgesprochen. „Die Enquete-Kommission des Landtags, die Vorschläge für eine effektive Präventionspolitik in Nordrhein-Westfalen erarbeitet hat, unterstreicht die besondere Bedeutung der Kooperation und Vernetzung aller Einrichtungen, die mit der Bearbeitung von Jugendsachen betraut sind“, sagte der Minister heute auf dem 28. Deutschen Jugendgerichts­tag in Münster.

„Sie empfiehlt den Ausbau ambulanter Hilfen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und die Förderung der Alkohol- und Drogen­prävention. Die Umsetzung der Empfehlungen der Enquete-Kommission stellt eine der großen Herausforderungen dar, denen sich die Justiz­politik Nordrhein-Westfalens in den kommenden Jahren zu stellen hat.“

Der Justizminister kündigte die Einrichtung von „Häusern des Jugend­rechts für Intensivtäter“ in weiteren Großstädten des Landes an. Ein entsprechendes Modellprojekt in Köln habe äußerst positive Erfahrun­gen erbracht. Dort arbeiten spezialisierte Staatsanwälte, Polizeibeamte und Mitarbeiter der Jugendhilfe unter einem Dach zusammen. „Diese Vernetzung und das Prinzip der kurzen Wege ermöglichen, Intensivtäter frühzeitig als solche zu erkennen, ihnen erforderliche Hilfen anzubieten, aber auch – wo nötig – ihnen rasch, energisch und effektiv ihre Grenzen aufzuzeigen“, betonte Minister Kutschaty.

Er verwies darauf, dass nur etwa fünf Prozent der jungen Straftäter für rund 50 Prozent aller Delikte der jeweiligen Altersgruppe verantwortlich sind. Landesweit bemühten sich bereits jetzt Justiz, Polizei und Jugend­behörden in gemeinsamen Anstrengungen daher insbesondere um diese Tätergruppe. Die Zusammenarbeit gelte es zu verstärken.

Zur Verbesserung der Resozialisierungschancen für straffällige Jugend­liche und Heranwachsende sprach sich der Justizminister weiter für einen Ausbau des Jugendstrafvollzugs in freien Formen – also in Ein­richtungen der Jugendhilfe statt in Jugendstrafvollzugsanstalten – aus. Kutschaty: „Harte und immer härtere Strafen reichen als Reaktion auf die kriminellen Taten junger Menschen nicht aus. Wir müssen sie durch geeignete erzieherische Maßnahmen zu einem geordneten und von Straftaten freien Leben befähigen.“