13.03.2022 Ich habe darüber nachgedacht, welche Frauen mich beeindrucken, abgesehen von meiner Mutter, Tochter oder Frau natürlich. Eingefallen sind mir viele. Heute schreibe ich von einer Frau, über die man nicht so viel findet, wenn man sie googelt: Emmi Hagen, die erste Frau, die an der Medizinischen Fakultät der Uni Bonn habilitierte und dann dort als erst zweite Frau zur ordentlichen Professorin berufen wurde.
Ich war Anfang des Jahres an der Uni Bonn. Bevor ich Orte besuche, lese ich mich immer ein wenig in deren Geschichte ein. Dabei bin ich auf Emmi Hagens Biografie gestoßen.
Emmi wurde 1918 geboren. Sie wuchs in der Nazizeit auf. Weigerte sich in ihrer Schulzeit dem BDM beizutreten. Um ihr Medizinstudium an der Uni Bonn antreten zu können, musste sie zwei NS-Verbindungen beitreten. Widerwillig. NSDAP-Mitglied wurde sie nie, was Ihr in Kriegszeiten einige Steine in den Weg legte.
Nach ihrem äußerst erfolgreichen Studium blieb sie an der Bonner Universität. Zunächst als wissenschaftliche Assistentin, nach ihrer Habilitation, dann als Leiterin der von ihr gegründeten Abteilung für experimentelle Biologie. Schließlich wurde sie mit Mitte 30 zur erst zweiten ordentlichen Professorin der Bonner Universität. Eine Pionierin. Ihre Karriere noch heute etwas Besonderes.
2020 sind nur 27,5% der Professor*innen in NRW weiblich. Je niedriger die Stelle in der universitären Hierarchie angesiedelt ist, desto weiblicher wird dann die Besetzung.
Das liegt vielleicht zu einem an der Herausforderung ein Leben in der universitären Lehre und Forschung mit dem Familienleben zu vereinbaren, zum anderen liegt das aber auch an den männlich geprägten Strukturen der Unis. In Berufungsgremien oder Kommissionen, die über Geldvergabe entscheiden, sitzen oft überwiegend Männer. Kann sich daraus vielleicht ein Nachteil für Frauen ergeben? Ich denke schon.
Diese Ungleichheit an Hochschulen will ich in einem #NRWvonMorgen überwinden. Um Frauen gezielt zu fördern, führe ich deshalb ein Landesprogramm zur Stärkung junger Akademikerinnen in der Wissenschaft und an Hochschulen ein. Denn an Unis muss dasselbe gelten wie überall: Frauen und Männer sind nicht nur gleichberechtigt, sondern wirklich gleichgestellt.
Emmi Hagen ist leider mit nur 50 Jahren viel zu früh an Krebs gestorben. Ich bin mir sicher, wenn sie noch leben würde, würde sie heute noch für echte Gleichstellung eintreten.