Thomas Kutschaty: „Entwicklungen bei Ford sind weiteres Alarmsignal – Schwarz-Grün darf Industrie nicht länger wie Schmuddelkind behandeln“ // Benjamin Gruschka: „Kolleginnen und Kollegen bei Ford brauchen echte Zukunftschance“

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Ford, Benjamin Gruschka, nahm heute auf Einladung von Thomas Kutschaty an der Sitzung der SPD-Fraktion teil. Darin hat er über die aktuellen Entwicklungen und die gestrigen Außerordentlichen Betriebsversammlungen bei Ford in Köln berichtet. Demnach haben mehr als 12.000 der insgesamt ca. 15.000 Beschäftigten an den Standorten an den Versammlungen teilgenommen. Im schlimmsten Fall sollen bis zu 2.500 der heute 3.800 Beschäftigten der Kölner Produktentwicklung das Unternehmen verlassen müssen. Auch für die dann verbleibenden 1.300 Beschäftigten sei die Zukunft ungewiss, da zurzeit keine neuen Aufträge in Sicht seien. Hinzu käme ein angekündigter Abbau von mindestens 20 Prozent der Arbeitsplätze in der Verwaltung. Das würde noch einmal bis zu 700 Beschäftigte treffen. Hierzu erklären Thomas Kutschaty, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag NRW, und Benjamin Gruschka:

 

Thomas Kutschaty:

„Die Situation bei Ford ist dramatisch. Wir stehen dabei fest an der Seite der Beschäftigten und unterstützen die Forderungen des Betriebsrats zu einhundert Prozent. Dazu gehört auch ein Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen bis zum 31. Dezember 2032.

 

Von Ministerpräsident Wüst ist bis jetzt kein Wort zu vernehmen gewesen, wie er die Beschäftigten bei Ford unterstützen will. Er muss jetzt ein Zeichen setzen, dass Industrie in unserem Bundesland von seiner Landesregierung überhaupt noch gewünscht ist. Daran haben wir jedenfalls immer größeren Zweifel. Insbesondere die Entwicklungen in der Stahlbranche zeigen doch, dass Industrie von Schwarz-Grün nur noch wie ein Schmuddelkind behandelt wird. Quartal für Quartal verliert die Wirtschaft in NRW an Substanz. Der Stahlröhrenhersteller Vallourec schließt seine Standorte in Düsseldorf und Mülheim. Hilferufe des Düsseldorfer Traditionskonzerns Hakle an die Landesregierung überhörten Ministerpräsident Wüst und Wirtschaftsministerin Neubaur.

Auch auf die unsichere Zukunft des Stahlherstellers HKM hatte die Landesregierung im Dezember keine Antwort. Und jetzt folgt Ford. Aus den Alarmsignalen wird inzwischen ein lautes Schrillen. Hendrik Wüst darf nicht länger zögern. Ford ist schließlich der zweitgrößte Arbeitgeber in Köln. Die Landesregierung muss Jobs und Unternehmen mit aktiver Industriepolitik in NRW zukunftsfähig machen. Auch Ford muss sich über die Konsequenzen der Unternehmenspläne bewusst sein: Wer weiter auf dem europäischen Markt verkaufen will, sollte seine Präsenz in Europa nicht weiter zurückziehen.“

 

Benjamin Gruschka:

„Seit Monaten herrscht zunehmende Verunsicherung in der Belegschaft. Bislang lässt die Unternehmensleitung von Ford die Beschäftigten aber völlig im Unklaren über die Situation. Wir fordern sie daher auf, endlich alle Detailpläne und Verhandlungsszenarien offenzulegen. Die Belegschaft hat Klarheit und echte Zukunftschancen verdient. Vielen standen gestern Tränen in den Augen, sie waren fassungslos und voller Angst um ihre Zukunft und die ihrer Familien. Unsere Forderungen sind klar: Betriebsbedingte Kündigungen müssen bis zum 31. Dezember 2032 ausgeschlossen werden. Die Kölner Produktentwicklung muss zudem mit nachhaltigen Aufgaben und entsprechender Belegschaftszahl in die globale Entwicklungswelt von Ford eingebunden werden. Wir fordern darüber hinaus eine leistungsstarke und zukunftsfeste Verwaltungsstruktur hier vor Ort statt einer Auslagerungen in Billigstandorte.

 

Der Betriebsrat ist weiter gesprächsbereit und will konstruktiv an der Zukunft für alle arbeiten. Wenn aber die Unternehmensleitung weiterhin mauert und auf das Aus zusteuert, dann sollen alle zur Verfügung stehenden Mittel ausgeschöpft werden, auch wenn es schmerzhaft würde. Dazu erwarten wir auch von Ministerpräsident Wüst die notwendige Unterstützung.“