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Wie ich zur SPD gekommen bin

Vielleicht liegt es an dieser frühen Erfahrung von Gemeinschaftsgefühl, warum ich mich relativ früh politisch engagiert habe. Fasziniert davon war ich jedenfalls schon länger: 1. Oktober 1982, konstruktives Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt. Mit 14 Jahren saß ich damals gebannt vor dem Fernseher, um zu sehen was im Bonner Plenarsaal passiert. 256 Stimmen für das Misstrauensvotum, 235 dagegen. Was Schmidt da widerfuhr, fand ich natürlich völlig ungerecht. Mit der CDU konnte in unserer Eisenbahner-Siedlung schließlich keiner was anfangen. SPD wählen! Was sonst?

Meine Eltern sind keine SPD-Mitglieder. Aber mein Vater ist politisch sehr interessiert. Im Bundestagswahlkampf 1983 hat er mich einmal zu einer Veranstaltung in die Essener Gruga-Halle mitgenommen. Natürlich SPD! Was sonst? Irgendwo in den letzten Reihen saßen wir. Ganz vorne auf der Bühne stand Willy Brandt. Unfassbar spannend fand ich das, ihn einmal live zu sehen. Werde ich nie vergessen.

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Es muss dann im Mai 1984 gewesen sein, als die SPD zu ihrem Bundesparteitag erneut nach Essen kam. Nach getaner Arbeit trafen sich alle in der Ruhrpott-rustikalen Borbecker Dampfbierbrauerei. Gegenüber am kleinen Borbecker Stadtteil-Bahnhof standen mein Vater und ich. Vom Bahnsteig aus beobachteten wir, wer ein und aus ging. Rau, Vogel, Brandt – alle waren da. Und ich wollte unbedingt dabei sein.

Zwei Jahre später war es dann soweit. Kurz nach meinem 18. Geburtstag bin ich zur Bürgersprechstunde des Ortsvereins gegangen. Dort saßen der Vorsitzende, Bezirks- und Ratsvertreter und diskutierten erst einmal, ob die Hausnummer dieser langen Straße, auf der wir wohnten, noch zum Ortsverein gehörte. War aber so. Und so bekam ich vier Wochen später mein SPD-Parteibuch überreicht. Nun war ich also dabei.

Die ersten Sitzungen waren in verrauchten Kneipenzimmern. Bier, Zigaretten, Lokalpolitik – so funktionierte es damals. Mit meinen 18 Jahren war ich da bei Weitem der Jüngste. Zum Glück gab es für den Stadtbezirk noch eine AG der Jusos. Die trafen sich immer montags. Da bin ich dann hin und geblieben. Für die Gruppe in der Kirchengemeinde war leider keine Zeit mehr. Die Jusos wurden meine Gruppe. Aus dem Dienstag wurde der Montag.

Unsere Treffen bei den Jusos gingen aber weit über das Politische hinaus. Wir trafen uns auch „privat“, fuhren ins Pfingstlager, an die Nordsee. Da war es wieder – dieses Gemeinschaftsgefühl, der Zusammenhalt, das Miteinander.

Und dann kam sie zu den Jusos. Christina. Aus der Neugier für die SPD entwuchs eine Juso-Liebe. Sie hält bis heute.