
Wo ich herkomme? Aus einer Borbecker Eisenbahnerfamilie.
Das, was uns prägt, motiviert uns fürs Leben. Es gibt vielleicht keine einfachen Antworten, für wen oder warum man Politik machen will. Aber man braucht sie, um die eigenen Ideen zu erklären.
Bei mir stellt sich dies so dar: Ich komme aus Borbeck im Essener Norden und stamme aus einer Eisenbahnerfamilie. Mein Großvater väterlicherseits war selbstständiger Schneider, der zu Hause genäht hat. Gereicht hat das zum Leben nicht. Anschreiben im Laden. Zu Weihnachten gab es maximal einen Apfel – Krieg, Evakuierung nach Bayern: schwierige Zeiten. Die Anstellung bei der Bahn als Rangierarbeiter gab der Familie aber die Möglichkeit, über die Runden zu kommen.
So kam mein Vater Hermann nach acht Jahren auf der Volksschule auch bei der Bahn unter. 14 Jahre war er damals. Mehr Schule war wegen des hohen Schulgeldes nicht möglich. Am liebsten wäre er als Jugendlicher sofort in eine Lok gestiegen. Mein Großvater machte ihm klar: Junge, Du gehst besser in den nicht-technischen Dienst.

Eine Entscheidung fürs Leben: zunächst Fahrkartenverkauf in Borbeck, dann Hocharbeiten in den Beamtenstatus. Einfacher Dienst, mittlerer Dienst, gehobener Dienst – erst als Kassenverwalter, schließlich Leiter des Reisezentrums Essen. In eine Lok steigt er nicht mehr. Aber er ist seinem Vater bis heute sehr dankbar, dass der Weg so gelaufen ist.
Und wo bitte, wenn nicht auf einem Bahnhof, hätten sich meine Eltern kennenlernen sollen!? In Bayern war das, in Schwaben, in der schönen Stadt Krumbach. Mein Vater war damals auf Sommerreise. Er arbeitete als Erntehelfer genau in dem Dorf, in dem meine Familie während des Krieges unterkommen durfte. Auf der Rückreise lernte er meine Mutter Viktoria kennen, die eben aus Bayern stammte. Sie zog zu ihm nach Borbeck, womit dann auch klar war, dass die Beiden heiraten. 1968 brachte sie mich zur Welt.
Der Weg meiner Großeltern, meines Vaters und meiner Mutter, die als gelernte Kauffrau in einem kleinen Laden arbeitete, macht mich stolz. Der Aufstieg ist ihnen nicht einfach in die Hände gefallen. Sie wissen wie Millionen Menschen in unserem Land: Die Arbeit des Alltags kann ein dicker Brocken sein. Doch sie haben etwas aus sich gemacht und das treibt mich an. Für diejenigen, die etwas aus sich machen wollen, möchte ich mich einsetzen.